Gildors Kunstecke

Wir stellen die Künstler des Monats vor

Eine Strasse

Kunst in Düsseldorf. Da denkt man an die großen Museen, den Kunstpalast, das K20 und das K21 mit ihren beeindruckenden Sammlungen und Ausstellungen, an die zahlreichen Galerien oder an die Julia Stoschek Foundation im schönen Oberkassel. Aber die Graf-Adolf-Straße als Kunstwerk?

Diese unansehnliche und laute Verkehrsachse zwischen Hauptbahnhof und der Kniebrücke, im zweiten Weltkrieg zerstört und im Nachkriegsstil ohne Liebe wieder aufgebaut? Ja, genau um diese Straße geht es bei der Kunstaktion EINE STRASSE, die noch bis zum 18. August zu besucht werden kann. Für 10 Wochen wird sie zu einer ungewöhnlichen Kunstmeile, einem spannenden Parcours mit 50 Orten sowie zahlreichen Events und Konzerten.

An einem schönen Samstagmorgen haben wir uns auf den Weg gemacht. Auf der Grünfläche des Graf-Adolf-Platzes, dort wo die Graf-Adolf-Straße die berühmte Königsallee kreuzt, fanden wir den FUTURCAMPUS von FRIDAYS OF FUTURE. Eine schöne Atmosphäre, junge Menschen, die Spruchbänder gegen Rechts und für die Rettung des Klimas montieren, zahllose Sitzkissen mit Pro-Future-Slogans, gute Stimmung...

Wenige Meter weiter das für uns beeindruckenste Kunstwerk unseres Besuchs: ein riesiges Zelt, bestimmt 20 Meter hoch, seltsam anzusehen. Nach einem Blick in das Programm (www.eine-strasse.de) haben wir verstanden. Das Zelt ist zusammengesetzt aus Teilen von Rettungswesten von Überfahrten im europäischen Mittelmeer an die Grenzen der UE. Das ging uns nah.

Weiter in Richtung Hauptbahnhof mit Blick auf den Plan im Programm. Wir passieren das immer noch als „Horten-Kaufhaus“ bekannte Einkaufszentrum mit seinen typischen „Hortenkacheln“, das Helmut Horten im Jahre 1936 im Zuge der sogenannten Arisierung von Leonhard Tietz „übernahm“.

Gegenüber eine Arbeit von Katharina Sieverding namens GEFECHTSPAUSE II / 2020. Eine monumentale Installation von Kriegsszenen- und figuren neben einem Baugerüst in Blau, Rot und Weiss. Wir denke heute vor allem an Rußland, aber Sieverding hat das riesige Kunstwerk in Wahrheit einfach aufgrund der meistverwendesten Farben der Nationalflaggen unserer Welt gestaltet. Man schaut hinein und findet zahllose Bezüge zur Jetztzeit.

Ein paar Meter weiter finden wir finden das Atelier Kino im Savoy-Theater, eins der sechs Filmkunstkinos in Düsseldorf, das noch von der Vergangenheit der Graf-Adolf-Straße zeugt: vor dem 2. Weltkrieg gab es hier zahlreiche Kinos und Theater. Im Halbdunkel finden wir wunderschöne Objekte zur Geschichte der Filmkunst und dürfen auch einen Blick in den klassischen Kinosaal werfen.

Wenige Meter weiter, ein Geschäft für Hochzeitskleidung. Was ist das für eine traurige, beschämte Figur inmitten der weißen Schaufensterpuppen?

Jetzt sind wir fast am Stresemannplatz, fast am Hauptbahnhof, ein ziemlich verrufenes Viertel. Am Haus der Obdachlosenunterkunft finden wir eine berührende Installation über 5 Etagen ...

Wir haben nur einen kleinen Teil gesehen, aber sind beeindruckt. Vielleicht möchten Sie sich auf den Weg begeben.

Autoren: Peter Winz und Joseph Kastersztein